2007-03-14

Ausbau Agrarabkommen mit der EU – um was geht es?

In den nächsten 5 – 10 Jahren wird der aussenhandlespolitische Druck auf die Reform der Agrarpolitik zunehmen. Dies führt dazu, dass das sektorale Nettounternehmereinkommen der Landwirtschaft im schlimmsten Fall gegenüber heute auf fast die Hälfte sinken kann. Für die Beurteilung des Agrarfreihandels EU – Schweiz kann deshalb realistischerweise nicht das heutige sektorale Nettounternehmer-einkommen herangezogen werden, sondern das durch die Auswirkungen der Resultate der Doha - Runde zu erwartende. Sollten Im Rahmen der Doha - Runde wider aller Erwartungen, nebst dem beschlossenen Abbau der Exportsubventionen, im Bereich des Marktzutritts und der internen Stützung keine substantiellen Resultate erreicht werden, wird der bilaterale Weg ausgebaut. Die damit verbundenen Herausforderungen wären für die Landwirtschaft, das Beispiel der USA hat dies drastisch vor Augen geführt, ebenso schwierig zu bewältigen.

Sowohl die Auswirkungen der WTO – Verträge wie allenfalls weitere bilaterale Freihandelsabkommen, auch mit Schwellenländern, bringen der Landwirtschaft massive Einkommenseinbussen. Der Agrarfreihandel mit der EU bringt ebenfalls Einkommenseinbussen in der gleichen Grössenordnung. Dagegen eröffnet der Zugang zum europäischen Markt der Landwirtschaft auch Perspektiven für den Absatz ihrer Produkte. Ebenso würde die Kostenseite entlastet und die vor- und nachgelagerten Bereiche in die notwendigen Strukturanpassungen miteinbezogen.

Agrarfreihandel mit der EU bedeutet:

- Ungehinderter Zutritt zum europäischen Markt (ab 2007 knapp 500 Mio. Konsumenten, EU ist Nettoimporteur). Nicht nur die Zölle, sondern auch alle nicht-tarifären Handelshemmnisse werden abgeschafft. In folgenden Bereichen wird eine Harmonisierung, eine gegenseitige Anerkennung oder eine Übernahme der in der EU geltenden Vorschriften vorgenommen: Dünger, Schädlings-bekämpfungsmittel, Futterzusätze, Tierarzneimittel, patentierte Produktionsmittel, Sorten, Tiere und Lebensmittel (Etikettierung, GUB und GGA).

- Die vor- und nachgelagerten Bereiche werden mindestens im gleichem Umfange gefordert wie die Landwirtschaft. Die aktuelle Marktspanne wird in der Grössenordnung von 40 % reduziert (laut Vernehmlassungsbericht zur AP 2011 um CHF 8.7 Milliarden). Die tieferen Rohstoffpreise der Landwirtschaft würden an die Konsumenten weitergegeben.

- Die dadurch erzielte Erhöhung der wirtschaftlichen Wohlfahrt trägt zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Schweiz bei. Dies dürfte auch die Akzeptanz der Direktzahlungen erhöhen.

- Die politische Diskussion um die Landwirtschaft wird entschärft.

- Die Schweiz behält das agrarpolitische Instrumentarium in der Hand (DZ, Investitionshilfen).

- Der Anreiz zum Nahrungsmitteltourismus wird wesentlich vermindert. Allein beim Fleisch wird der jährliche Einkommensausfall durch den Einkauf im Ausland auf gegen CHF 100 Mio. geschätzt.

- Der gesamte Agrarsektor erhält eine Perspektive und hat es in der Hand durch entsprechende Marktleistungen die Einkommensreduktion teilweise aufzufangen.


GOAP / GPAO

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